USGRABIGE

Mainly rare traditional Swiss songs and tunes


Halbvergessene traditionelle Lieder aus der Schweiz, meist mit historischem Hintergrund.
Home-Recording- und Live-Aufnahmen, solo oder mit wechselnder Begleitung von Freunden, oft mit meiner Lebenspartnerin Katharina Siegenthaler.
Auflockerung und eine wesentliche Bereicherung sind Katharinas Harfenstücke, ebenfalls alte Schweizer Tänze und Kompositionen.

1 Michel Brand 4:17
2 Zuger Aliwander 2:39
3 Der Schlächtergesell 2:30

4 Muothataler 1:45
5 Tellenlied 1653 2:44
6 Der Blinde 3:02
7 Dr Malterser 2:26
8 Es kommt die lang verwünschte Stunde 3:49
9 Im Herbst 2:44
10 Ds Hüsli 3:09
11 Titterter Schottisch 2:36
12 La Croisée 2:08

13 Der Ritter Sankt Georg 4:49
14 Zu Vaduz lag ich gefangen 2:30
15 Vivat das Bärnbiet! (Fraubrunnen-Lied) 2:14
16 Hans Keigler in der Erlen 2:49
17 Amerikalied 5:50
18 Die grosse Volksversammlung von Balsthal 2:26

19 Lied der Verfolgten 1:25
20 Der alte Arbeiter 1:25
21 Das Arbeiter-Bundeslied 1:52


Credits - Aufnahmen und Besetzung

(1-2) Fata Morgana Musikwoche in Bollement (JU) im April 1982.
(1) UH (Gesang, Gitarre), Susann Jaberg (Geige) und Thomas Keller (Hanottere)
(2) Katharina Siegenthaler (keltische Harfe), UH (Halszither), Adi Tosetto (E-Bass und Technik).

(3) Session von 1978 in Wabern. UH (Gesang, Gitarre) mit Tinu Diem (Gitarre) und Luc Mentha (Mandoline).

(4-12) Aufnahmen bei Urs Klauser, Bühler AR, 1981.
Katharina Siegenthaler (kelitsche Harfe, Handtrommel), Urs Klauser (Sackpfeife, Gitarre, Gesang), UH (Gesang, Halszither ... und eben dieses verdrückte Waldhorn).

(13-18) Heimaufnahmen Urs Hostettler, Bern 1999.

(19-21) Workshop 'Schweizer Arbeiterlieder' am Folkfestival Lenzburg 1980.


Über die Lieder

1 Lieder von Hexerei und Teufelsbündnissen sind in diesem Land äusserst selten. Dieses hat einen Autoren: den Sigriswiler Pfarrer Gottlieb Jakob Kuhn, um 1800. Trotz Angabe von Name, Ort und Ereignis konnte ich keinen historischen Michel Brand finden. Kuhn bezeichnete seine Geschichte als Märchen.

2 Harfe, Halszither, E-Bass gefiel uns bei den Jam-Sessions in Bollement - ist aber bestimmt nicht die originale Kombo für diese Allemende. Gefunden im SAVk 1910 (wenn ich mir recht erinnere).

3 Die mittelalterliche Ballade vom Zimmergesellen, der dem Markgrafen ein Haus mit sechshundert gold- und edelsteinverzierten Schauläden baute, danach beim Beischlaf mit der jungen Markgräfin ertappt wird. Kernstück der Ballade ist der Auftritt eines alten weisen Mannes, der unter dem Galgen um das Leben des Jünglings bittet: Keiner von uns hätte der Versuchung dieser wunderschönen Frau widerstehen können. Der Markgraf zeigt sich grossherzig. Er verzeiht dem Gesellen und gibt ihm auch seinen Lohn mit auf den Weg.
Die Ballade wurde von Gesellen aller Berufe für sich adaptiert. Bei der Version, die ich beim Metzgermeister-Chörli Bern hören durfte, hat sich die alte romantische Ballade zur Comedy gewandelt: Schwein geschlachtet statt Palast gebaut, die Edelsteine sind an den Galgen gewandert, der Schlächter auf dem schneeweisen Leib klingt auch nicht so sexy. Die Weisheit und Gnade fehlt, doch zum Glück schafft der Kaiser die Todesstrafe für Metzger gerade noch rechtzeitig ab. Zehntausend Franken soll er versaufen. Auch die alte Melodie geht nach dem ersten Takt ins triviale 'Brombeer-Mareili' über. (AL 134)

4 Aus dem Schweiz. Archiv für Volkskunde 1903. Eine Version mit Hirtenflöte ist im Album 'Gallis Erbe' zu hören.

5 Lied der aufständischen Entlebucher Landleute Anno Domini 1653. Knüttelmänner marschierten hinter drei Tellen her, um ihre Wehrhaftigkeit zu demonstrieren, wenn die Stadt Luzern ihre Forderungen ausschlagen und stattdessen Söldner ins Land rufen sollte. Zwei Versionen im Album 'Gallis Erbe', hier von mir gesungen zu Urs Klausers Sackpfeife.(AL 58)

6 Ein Lied des blinden Sängers Weiermann von Bern, nach einem Fliegenden Blatt von 1564. Die Melodie ist der Bruder-Klausen-Ton. (AL 38)

7 Ein lüpfiger Ländler aus des Sammlung von A.L. Gassmann. Mit alternativer Instrumentierung.

8 Nach den Fiasko von Napeoleons Russlandfeldzug 1812, bei dem viele Schweizer Soldaten in der "Grande Armée" auf dem winterlichen Rückzug erfroren, fielen oder in Kriegsgefangenschaft gerieten, entstanden hierzulande Klagelieder mit antimilitaristischem Grundton. Ein eindrückliches Napeleon-Lied aus dem Rüschegg. (AL 110)

9 Komposition des Zürcher Zithervirtousen Emil Holz (1898-1967), erlernt von unserem Münchner Freund und Harfenisten Richard Kurländer. - Katharina spielte das so schön, dass ich es trotz meiner offenkundig ungenügenden Fähigkeiten am Waldhorn ins dieses Album aufnehmen wollte. Kritzekleine Ausrede: Es ist nicht ganz einfach, eine unverstärkte keltische Harfe live leise mit dem Horn zu untermalen.

10 Dummerweise weiss ich nicht mehr, wo ich das her hatte. Ich glaub aus Kreisen der Kleinbauern-Vereinigung VKMB.

11 Gehört von der sehr geschätzten Oberbaselbieter Ländlerkapelle - dort allerding mit drei Schwyzerörgeli und Klarinnette und etwas gemächlicher.

12 Eine Tanzmelodie aus der Romandie, in Folk-Kreisen wegen ihres Taktwechsels geschätzt - allerdings mit Hackbrett, nicht mit der Harfe.

13 Das alte Legendenlied wurde im Wallis am Georgstag (23.4.) an der Messe gesungen, leider nur so lange, bis der Priester zur Ansprache bereit war. Kein Wunder, dass die hinteren Strophen allmählich vergessen gingen. So viel ist handschriftlich aus dem 19. Jh. erhalten geblieben. (AL 23)

14 Das Gefangenenlied von der "Goldenen Boos", der legendenumwobenen Diebin, die 1785 als letzter Mensch im Fürstentum Liechtenstein hingerichtet wurde. Ich habe mir erlaubt, die Melodie als Zwiefacher zu singen. (AL 100)

15 Im März 1798 marschierten zwei französische Armeen in Bernbiet ein. Während die Verteidiger bei Neuenegg den Angriff abwehrten, wurden ihre Stellungen im Grauholz überrannt, die Stadt Bern wurde besetzt. Das Lied eines frustierten Berner Soldaten.

16 Das Spottlied auf einen brotlosen Poeten in St.Stephan im Simmental. Otto von Greyerz fand es in einem handschriftlichen Liederheft, Otto Spirig steuerte die Melodie dazu bei.(AL 116)

17 Der Reisebericht, wie ihn Hans Hostettler von Schwarzenburg 1831 aus seiner neuen Heimat, dem Erie County, an seine Verwandten schickte. Der Bericht aus den USA wurde bald gesungen und verbreitete sich mit verschiedenen Melodien im Bernbiet. (AL 128)

18 Am 22. Dezember 1830 versammelten sich Abgeordnete aus dem ganzen Kanton Solothurn in Balsthal, um die Aristokratie durch eine demokratische Verfassung abzulösen. Die Geburtsstunde der radikalen Bewegung. Schreiber des Liedes ist der Leinenweber Johann Lüthy aus Oberbuchsiten. (AL 124)

19 In den 1830er-Jahren strömten griechische, polnische und deutsche Flüchtlinge in die Schweiz. Zu ihren gehörte der radikale Lehrer Wilhelm Sauerwein, genannt "Essig", der 1834 seiner Verhaftung in Frankfurt entflohen war. Sein 'Lied der Verfolgten' liess er in Biel drucken. Unter den deutschen Oppositionellen wurde es begeistert aufgenommen. (AL 131)

20 Von einem alten Flachmaler 1888 als Streiklied verbreitet - abgedruckt wurde es aber bereits ein Jahrzehnt zuvor in Berlin. Ich habe die (fehlende) Melodie beigesteuert.(AL 146)

21 Das Bundeslied der Schweizerischen Antimilitaristischen Liga hat Erich Mühsam vor dem 1. Weltkrieg auf die Melodie der damaligen Nationalhymne 'Rufst du, mein Vaterland' geschrieben.
Die Melodie war zu dieser Zeit nicht nur die Nationalhymne von Grossbritannien der Schweiz und Liechtenstein, sondern mit dem grossartigen Text 'Heil dir im Siegeskranz' auch diejenige der Deutschen Reichs (AL 146).


Die Noten, Texte und weitere Informationen im Buch 'Anderi Lieder' von Urs Hostettler und Stephan Bundi (Zytglogge), 2. Auflage 1992 (AL).


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