ANNO DOMINI-Spezialseite beim Verlag Fata Morgana Spiele.
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Anno Domini ist mein Kind, das nie erwachsen wird. Eine Kartensammlung von historischen Ereignissen aller Art,
viele skurril, erstaunlich, aber wahr. Die SpielerInnen müssen nicht wissen, was wann geschehen ist. Sie sollen die Kärtchen
bloss in eine Reihe bringen.
Ich sammle Fakten aller Art (nur zu!), verstaue sie in Kollektionen verschiedener Fachrichtungen, von denen nun bald dreissig
(über 10'000 Karten) das Licht der Spielewelt erblickt haben.
Bevor ihr über einzelne Ereignisse in Streit geratet, schaut doch rein in meine
Anno Domini-Korrigenda
Möglicherweise liegt der Fehler bei uns. Neue Fehlermeldungen werden gerne entgegengenommen und geprüft.
Anno Domini ist für 3 -8 SpielerInnen geeignet, am besten für 4 - 7. Kinder ... müssen selbständig lesen
können und an der Welt und ihren Geschichten Interesse haben. Ab 12 Jahren heisst das offiziell. Interessierte Kinder können
aber mittun, wenn man sie mit weniger Kärtchen ausstattet als die Erwachsenen. Vielleicht nicht gerade mit der AD-Serie
'Sex & Crime' starten.
Die Spieldauer ist schwer abzuschätzen. Kommt ganz auf die Spielrunde an. Bei 4 - 5 SpielerInnen mit 9 Startkärtchen ist eine
Stunde ein Mittelwert.
Trotz seines Namens und trotz der Jahrzahlen auf den Rückseiten der Kärtchen fragt Anno Domini
nicht nach Jahrzahlen.
Gewiss: Wer weiss, dass Königin Boudicca vor dem Brexit Britannien verteidigte, dass Lucullus seine Muränenteiche erbauen
liess, bevor einer mit dem Aquascooter darin herumkurven konnte, hat gewisse Vorteile. Um die Abfolge erstaunlicher, wirrer,
wichtiger, unzusammenhängender Fakten dreht sich Anno Domini. Niemand wird alles wissen. Wertvoll ist kluges
Schätzen und eine Prise Bluff.
Die Ereignisse müssen in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Oder nicht mal das. Sagen wir: in eine zeitliche Reihenfolge, von der die MitspielerInnen glauben, sie könnte stimmen. Wenn der Nachbar dein Geschichtsbild akzeptiert, bist du fein raus und er muss jetzt ein weiteres erstaunliches Event zeitlich glaubhaft einsetzen. Bis eineR das Risiko eingeht, die ganze historische Seifenblase platzen zu lassen
Mit Bluff hat mancher schon erstaunlichen Unsinn an seinen Kritikern vorbeigeschmuggelt. Kaum jemand weiss, ob das erste Paar ungleicher Schuhe entstand, bevor das Repräsentantenhaus von Indiana die Zahl Pi auf 3,2 festlegte. Und wo ist da die erste Windhundrennbahn mit künstlichem Hasen einzuordnen? Nur Mut! Auch gestandene Historiker sind oft ratlos. Vor kapitalen Irrtümern ist niemand gefeit. Sie passen übrigens grossartig ins Weltbild von Anno Domini. Die menschliche Kultur ist auf vielen Irrtümern aufgebaut, die oft zur Normalität geworden sind.
Jede Serie von 340 Karten ist ohne weiteres allein spielbar, der Aberwitz der menschlichen Kultur (auch Zusammenhang genannt) kommt aber bei einem wilden Mix der Wissensgebiete deutlicher zum Vorschein.
Ganz am Anfang stand eine Neuheiten-Testrunde in unserem Berner Spieleladen. Testobjekt war Times von
Kollega Uwe Rosenberg - wie ich nachlese war das Anno 1993. In Times waren die Daten historischer Ereignisse
abzuschätzen, durch Kartonbögen unterschiedlicher Länge auf einer Zeitenuhr einzugrenzen. Das Spiel gefiel mir nicht schlecht,
bloss fragte ich mich, ob man auf das viele Spielmaterial nicht verzichten und in ähnlicher Weise ein reines Kartenspiel
gestalten könnte.
Was lag da näher als der Lege-die-Reihe-oder-Zweifle-Mechanismus von Ein solches Ding?
Zum Glück mein eigenes Spiel, da konnte ich rücksichtslos klauen. Also ... die Leute haben Karten mit Ereignissen unbekannten
Datums, die sie los werden müssen. Sind sie am Zug, legen sie entweder eine Karte in die Reihe oder zweifeln an und prüfen
das, was ihnen der Vorgänger überlassen hat, auf seine Richtigkeit. Wie bei 1sD eben. Bloss bestand bei dieser Reihe die
Aufgabe darin, ein Kärtchen in die richtige Lücke zu legen. Je länger die Reihe, desto enger wurden die zeitlichen Intervalle,
desto schwieriger war es, ein passendes Ereignis zu platzieren. Das klappte perfekt.
Ein grosser Vorteil des Lege-die-Reihe-Systems zeigte sich bald. Ich musste mich nicht darum bemühen, Ereignisse aus allen
Zeitepochen schön gleichmässig verteilt zu sammeln. Ich konnte aus dem Vollen schöpfen, bis zum heutigen Tag.
Mehr moderne Ereignisse hiess: hier wurden die zeitlichen Lücken enger. Gleichzeitig sind aber Erinnerung und Wissen der
Leute genauer. In der Antike dagegen verschätzte man sich leicht um ein Jahrhundert. Da waren auch weniger Kärtchen zu legen.
Alles gut so.
Das Spielsystem bedingte, dass jedes Ereignis auf einem einzelnen Kärtchen stand. Im Gegensatz z.B. zu 'Trivial Pursuit'
mit 6 Fragen pro Karte. Das empfand ich eher als Vorteil. Ich könnte so auch etwas speziellere, witzigere Fakten
und Auflösungen geben, etwas erklären und begründen, nicht bloss: x macht y. Wann? Dann.
Allerdings musste ich, um das Spiel attraktiv und wiederholbar zu machen, sehr viele Ereignisse sammeln. Ok.
Ich machte mich an die Arbeit. Und die dauerte etwa vier Jahre.
In den Neunzigern war Wikipedia noch nirgends. Das Internet lieferte nicht sehr viele brauchbare Fakten.
Von Freunden erhielt ich mögliche Fragen, vor allen aber auch Enzyklopädien verschiedenster Gebiete, Bücher zu Hauf.
Ich will keine Namen nennen, damit ich nicht diese oder jenen übergehe. Einen besonderen Dank aber an Thömu Moll von unserem
Mystery-Team, ein Sammler von allem und Weiser der Geschichte der Technik, ganz besonders der Fotografie.
Die Frage war nun, in welcher Form wir die Chose publizieren sollten. Ein grosse Schachtel mit 2000 Kärtchen?
Trivial-Pursuit-Stil, scheinedel? Dagegen sprach das Risiko. Würden die Leute sowas kaufen? Einen Haufen Kärtchen für
100 Fr./DM zu einem noch unbekannten Spiel? - Eher weniger. Und dann sässen wir auf all diesen Kärtchen, die im Lager
veralteten. Weil da drin doch viele Ereignisse der letzten Jahre steckten, die bei Redaktionsschluss abbrachen. Nein!
Wir mussten einen eigenen Weg gehen. Erschwingliche Kleinserien zu unterschiedlichen Themen, nach Belieben zu ergänzen und
zu mischen. So könnten wir alle Jahre eine neue Serie hinzufügen, ein neues Gebiet, und wichtig war mir: wann immer ein Set
nachgedruckt würde, könnte ich es nachbessern und aktualisieren. Mindestens eine neue, aktuelle Frage musste rein.
1998 war es soweit. Wir starteten mit den fünf Serien Kirche & Staat, Natur, Lifestyle, Schweiz und Sex & Crime. Alle seither mehrfach neu aufgelegt und aktualisiert.
Ohne Zweifel hat die Online-Enzyklopädie Wikipedia im neuen Millenium die Recherche-Arbeiten zu den
zahlreichen AD-Ereignissen erleichert.
Ein Segen. Aber auch ein wenig Fluch. Wikipedia hat für Infos im Net ein
Quasi-Monopol geschaffen. Was in Wiki steht, wird hundertfach gepastet und identisch wieder im Net publiziert.
In Stein gemeisselt, hiess das früher ... ins Netz gemeisselte Cyber-Wahrheiten. Weiterführende Recherchen sind schwierig.
Die Wiki-Zitate wirken wie eine Feuerwand. Nun sind aber die Wikipedia-Informationen weder vollständig noch fehlerfrei.
Gerade der Anspruch des Wiki-Monitoring, nur wertfreie, durch seriöse Quellen belegte Artikel zuzulassen, lässt viele quere
Fakten und Bezüge durch die Maschen fallen. Die von den Siegern, von den Erfolgreichen und Mächtigen geschriebene Geschichte
ist nie die ganze Wahrheit. Übrigens sind die englische und die französische Wikipedia da offener als die deutsche.
Ein kleines Beispiel aus meinem persönlichen Umfeld gab ich auf der Seite Der wahre Walter wieder.
So hat Anno Domini Wikipedia sehr vieles zu verdanken, versucht dabei aber trotz aller Kürze noch ein wenig tiefer zu graben. Problemchen: Wiki gilt als DIE Referenz. Sobald AD davon abweicht, melden sich dutzendweise aufmerksame SpielerInnen mit "Fehlermeldungen". Gut gemeint, manchmal auch berechtigt, aber sagen wir: Es ist problematisch, Fakten in AD zu bringen, die von Wiki abweichen oder dort nicht zu finden sind. (Und solche gibt's ...)
Nun feierten wir 2016 den Übergang ins postfaktische Zeitalter, mit Präsident Trump und seiner Crew,
mit Putin und Erdogan und der Wahl von "postfaktisch" zum Wort des Jahres.
Net-Publizisten setzen vorsätzlich Falschmeldungen mit knalligen Titeln und Bildern in die "sozialen Medien", die gezielt
oder unbewusst vieltausendfach gelesen und weiter verbreitet werden. Informationen dienen der Unterhaltung, der Belustigung,
der Propaganda. Zudem grassieren die Verschwörungstheorien. Die Menschen sind angesichts der widersprüchlichen
Infotainment-Flut nicht mehr in der Lage zu beurteilen, was nun wirklich geschehen, was verfälscht und was pure Lüge ist.
Wen kümmert's? Jeder greift für sich das heraus, was er am häufigsten vorgesetzt bekommt und was ihn in seinem Glauben bestätigt.
Was will Anno Domini in dieser Zeit? Man kommt sich schon ein wenig altbacken vor, wenn man sich
noch um Recherche bemüht, Unsicherheiten eingesteht und eigene Fehler korrigiert. Fakten sind out. Ist ein spassiges
Spiel mit wahren Fakten noch möglich?
Das weiss ich nicht. Aber ok. Wir versuchen's. Ganz ohne fakes. Versprochen!
wurde 2015 mit der Serie Reisen & Verkehr publiziert.
1.) Wer am Zug ist, hat beim Einfügen seiner Karte die Option, die Ereigniskette nach seinem besten Wissen umzustellen,
zu korrigieren. Alternative zum Anzweifeln.
2.) Hat jemand mit Anzweifeln Recht, nimmt der letzte Spieler vor ihm 2 Strafkarten auf (bisher 3).
Stimmt die Kette, so wird der zu Unrecht Zweifelnde mit 4 Strafkarten bedacht (bisher 2).
Anzweifeln wird also riskanter.
3.) Die Spielrichtung wendet einmalig und endgültig, sobald ein Spieler nur noch 2 Karten hat.
Die Bedeutung der in Anno-Domini-Fakten vorkommenden Lokalitäten wird präzisiert. Heutige geografische
Bezeichungen dienen der Lokalisierung des Ereignisses und können nicht zu dessen zeitlicher Begrenzung herbeigezogen werden.
Drastisches Beispiel: "Im Neandertal bei Düsseldorf hausen Neandertaler". Die rätselnden SpielerInnen dürfen sich nicht darauf
verlassen, dass das Tal zur gesuchten Zeit schon diesen Namen trug, noch dass die Neandertaler im frühen Düsseldorf ihre
Mode-Kollektionen verkauften.
Kirche & Staat Lifestyle Natur Sex & Crime Schweiz Erfindungen Frauen Seefahrer & Flieger Sport Kunst Flops Münzen Deutschland Im Namen des Gesetzes Spiel des Jahres VIP Österreich Wort.Schrift.Buch. Showbizz America Europa Im Osten Süden Fussball Wissenschaft & Forschung Unicum Bern Reisen & Verkehr Gesundheit Essen & Trinken Kuriositäten Maschinen Black ECO
P.S.
Die Seefahrer-Erweiterung ist in Deutschland vergriffen, bei
Fata Morgana in der Schweiz aber noch erhältlich.
ist eine Miniserie von 72 Ereignissen aller Art, die in Sammelpäckchen zu 12
zufällig gratis verteilt wurden
Die Serie Gesundheit & Ernährung ist vergriffen und in den Serien Gesundheitund
Essen & Trinken aufgegangen.
Ansonsten bin ich bemüht, die Serien zu pflegen und zu aktualisieren, wann immer sich eine neue Auflage ergibt. Dem Verlag abacusspiele danke ich für das immer wiederkehrende zuverlässige Übernehmen meiner Updates - keine Selbstverständlichkeit.
Spezialausgaben
Im Laufe der Jahre sind ausserhalb unserer Anno-Domini-Linie einige Spezialausgaben erschienen, auf die ich als Autor keinen oder nur sehr beschränkten Einfluss hatte:
Brugg erleben war eine Auftragsarbeit zum 700-Jahre-Jubiläum des alten Städtchens
Sachsen entstand als Kleinserie von 122 Ereignissen der CDU Sachsen und wurde später ohne mein Wissen und Zutun
ausgebaut
Fussball war eine Sonderausgabe des Schweizer Fussballmagazins Zwölf. Unter teilweiser Verwendung der 54
Fussball-WM-Ereignisse von Millionen von Schwalben haben Zwölf-Chefredaktor Mämä Sykora und ich 2012 daraus
die international kombatible AD-Serie Fussball gemacht
Hannover war eine Spezialserie hälftig mit Ereignissen zur Geschichte der Stadt, gestaltet von Ekkehard Oehlers,
hälftig mit Ereignissen aus der AD-Serie 'Deutschland'
Nach 25 Jahren und 32 Serien sind insgesamt über 1 Million AD verkauft. Danke allen Beteiligten, allen Spielerinnen und Spielern. Hoffentlich hat's Freude und Spass gemacht.
2024 ECO
Leseprobe
- Die Gehaltsobergrenze von 20 Pfund pro Woche für englische Fussballprofis wird aufgehoben
- Die Beate Uhse AG entdeckt muslimische Frauen als vollkommen neue Zielgruppe und bietet Scharia-konforme Erotikartikel
mit dem Prädikat 'halal lifestyle' an
- Der Herrscher der Azteken hat über eine Milliarde (1250 Tonnen) Kakaobohnen eingelagert. Die Bohnen sind das
übliche Zahlungsmittel. Eine Bohne entspricht etwa dem Wert einer grossen Tomate.
2022 Black - ab 18 Jahren
Leseprobe
- Der Scharfrichter Charles Henri Sanson spielt an Musizierabenden gern Violine und Cello, mit
Vorliebe Gluck, pflanzt in seinem Garten Heilkräuter und führt 2918 Enthauptungen durch.
- Die belarussische Luftwaffe schiesst ein unidentifiziertes fliegendes Objekt ab. Es handelt sich um einen
Ballon mit zwei Piloten von den Virgin Islands, die vermutlich im Korb eingeschlafen sind.
- Auf grosses Interesse stösst in den USA 'Flattened Fauna' – das Bestimmungsbuch für überfahrene Tiere
2020 Maschinen
Leseprobe
- Der Deus ex Machina taucht im Theater auf - eine göttliche Erscheinung, die von oben auf die Bühne herab
segelt und ins Geschehen eingreift
- Zur Beobachtung pflanzlicher Reaktionen entwickelt der Inder Chandra Bose ein Ultramikroskop, das ihm
Beobachtungen in 10millionenfacher Vergrösserung ermöglicht
- Ein roter Tesla Roadster aus dem All nähert sich der Erde
20 Jahre Anno Domini - 2018: Kuriositäten
Leseprobe
- Frankreichs Staatspräsident klettert nachts im Pyjama aus dem Fenster seines fahrenden Zugs
- Ikea bietet in Sydney den ersten Männerhort an: Frauen auf Shopping-Tour können hier ihre einkaufsfaulen Männer
deponieren.
- Den Todeskandidaten in Texas wird ab sofort die legendäre Letzte Zigarette verwehrt. Rauchen schadet der Gesundheit.
2016 Essen & Trinken
Leseprobe
- In Deutschland wird erstmals eine Promillegrenze für die Fahrtüchtigkeit von Autofahrern festgesetzt.
Sie liegt bei 1,5 %o Alkohol im Blut.
- Gouverneur William Bradford muss mit Bedauern eingestehen, dass man den in Amerika eintreffenden Siedlern zum Essen
nichts als Hummer anzubieten habe
- Der US-Kongress beschliesst, die Fritten von French Fries in Freedom Fries umzutaufen.
2016 Gesundheit
Leseprobe
- Erste erfolgreiche Transplantation von menschlichen Eierstöcken und eines Penis
- Das Zanderinstitut zur medico-mechanischen Therapie ist mit Fug das erste Fitness-Studio
- Reinigung der Zahnzwischenräume mit Seidenfäden
2015 Reisen & Verkehr
Leseprobe
- In der chinesischen Provinz Hebei kommt es zum grössten Stau aller Zeiten. Elf Tage lang steht der
Verkehr auf einer Länge von 1000 km völlig still
- 241 Gäste sind an der allerersten Kreuzfahrt auf der 'Augusta Viktoria' dabei
- In München wird die Zunft der türkischen Sesselträger ins Leben gerufen
2014 Wissenschaft & Forschung
Leseprobe
- Als sich seine Theorie der Konjunkturzyklen als richtig erweist, wird Nikolai Kondratjew in Einzelhaft
gesetzt und schliesslich erschossen
- Albert Einstein und Nathan Rosen beschreiben erstmals ein Wurmloch
- Das älteste bekannte Kunstauge besteht aus sehr leichtem Bitumen. Seine Trägerin ist eine 1,82 m grosse Frau.
2014 Bern
Leseprobe
- Entstehung des Österreicher Lochs bei der Lauberhorn-Abfahrt
- Der erste abgewählte Bundesrat findet einen neuen Job ... als französischer General
- Neben dem Scharfrichterhaus wird auch das Berner Frauenhaus seiner Bestimmung übergeben: Das städtische Bordell,
von Amtes wegen von der Frau des Henkers betreut.
2012 Fussball
Leseprobe
- Der Bonner SCC verpflichtet 15 Spieler der kubanischen Nationalmannschaft
- Der Trainer und der Grossteil des Kaders von Racing Strasbourg sind Elsässer, neun von ihnen Amateure. Einziger Ausländer
ist der nur sporadisch eingesetzte Tschader Toko. Dieser Haufen wird französischer Meister.
- Milchfarmer Ken Batess kauft für ein Pfund den FC Chelsea
2011 Süden
Leseprobe
- Ankunft der ersten europäischen Reisegruppe auf den Malediven
- Zwei Löwen ernähren sich regelmässig von Baurbeitern der Lunatic Railway, die Kenias Küste mit dem
Victoriasee verbinden soll. Hunderte Arbeiter fliehen, das Projekt scheitert beinahe.
- Pinguine begegnen erstmals Rentieren
2010 Im Osten
Leseprobe
- Die Mongolei erhält eine Marine. Das Schiff 'Suhkbataar' kreuzt auf dem grössten See des Landes, dem
Chöwsgöl.
- Die erste Ölplattform überhaupt wird 45 km vom Ufer entfernt im Kaspischen Meer gebaut
- Malaysias Premierminister verkündet, schwule Diplomaten und ausländische Minister
auf Besuch würden künftig aus dem Land ausgeschafft
- Die heilige Silbe 'Om' wird zum Gebetsritual gesungen
2010 Europa
Leseprobe
- Der Zar spendet 100 000 Rubel für die Hungernden in der Ostschweiz
-
- Hunderte von unglücklichen Frauen befördern ihre Männer heimlich mit 'Aqua Tofana' ins Jenseits. Der begehrte
farb- und geruchlose Gifttrank stammt aus Sizilien.
- Mit ca. 450 000 Einwohnern ist Cordoba in Spanien die grösste Stadt Europas
- 'Mohammed' ist erstmals der beliebteste Vorname für neugeborene Jungen in der europäischen
Hauptstadt Brüssel
2009 America
Leseprobe
- Simón Bolivars Liebesbriefe werden aus hygienischen Gründen verbrannt
- Die erste Bank öffnet auf den Cayman Islands
- Die Simpsons
_ Die USA versorgen ihre Soldaten standardmässig mit Kaugummi. Er soll die Konzentration fördern und den
Stress abbauen.
2008 Showbizz
Leseprobe
- La Goulue – die Gefrässige – ehemalige Star-Cancantänzerin im Moulin Rouge, wechselt den Beruf und wird
Raubtierbändigerin
- Der Zirkuselefant Mary wird wegen der Tötung eines Wärters öffentlich hingerichtet – und zwar durch
Erhängen
- Der Beatles-Hit 'Back in the USSR' dröhnt live über den Roten Platz in Moskau
- Das iranische Fernsehen öffnet sich modernen Tendenzen: Beifall klatschen wird erlaubt
2007 Wort.Schrift.Buch.
Leseprobe
- Quasimodo erhält den Nobelpreis für Literatur
- Barbara Cartland hört für immer auf zu schreiben. Sie hinterlässt ihrer Fangemeinde immerhin 723 Romane.
- Die erste Schreibmaschine mit @-Taste ist auf dem Markt
- Der Spickzettel eines Fussballtorhüters wird für 1 Million Euro verkauft
2006 Österreich
Schmackerl
- Kaiser Franz lässt in einem serbischen Dorf Leichen ausgraben und Pflöcke durch ihre Herzen treiben
- Die Österreicher wollen bei der UNESCO ihren Charme als immaterielles Weltkulturerbe schützen lassen
- Almdudler
- Die Gebrüder Schrammel sind die Könige der Heurigenmusikanten
Eine AD-Serie enthält zahlreiche Bildkarten: Die Serie Münzen, entstanden 2002 im
Auftrag des Inventars der Fundmünzen der Schweiz IFS. In diesem speziellen Fall drängte sich die Abbildung von
Münzen und die Frage nach ihrem Prägejahr auf.
Ein einzelnes Bildchen sind die Feynman-Diagramme in Wissenschaft & Forschung.
Ansonsten ist aber die Verwendung von Bildmaterial auf AD-Kärtchen aus mehreren Gründen problematisch:
- bereits minimale Ansprüche an die Druckqualität erfordern grössere Karten
- kommen Fotos ins Spiel, ist deren Entstehung unabhängig vom Sujet durch die technische Qualität einzuordnen
- die Urheberrechte für 340 Bilder sind kaum zu bezahlen.
Mein Kollege Babu Wälti hat ein kleine AD-Serie Kino mit Bildern geschaffen, die er alle alle in s/w umwandelte und technisch aneienander anglich. Das ging aber nur als privat verkaufte Kleinauflage. Die Bildrechte wären bei einem kommerzeillen Verkauf das unüberwindbare Hindernis.
Das Schweizer Radio DRS übernahm Anno Domini anfang des Jahrtausends in sehr vereinfachter Form in sein
Mittagsmagazin. Einem Hörer/einer Hörerin am Telefon wurden drei Ereignisse vorgelesen, die er/sie auf die Reihe bringen
musste. Im Gegensatz zur Idee von AD standen die Ereignisse immer in einem direkten thematischen Zusammenhang, etwa
Geburtsjahre von Film- oder Popstars. Das Spiel erhielt einen attraktiveren Titel (er ist sicher "Kult", wie alles am
Schweizer Radio, ist mir aber leider entfallen). Anfangs nahm das Radio Anno-Domini-Spiele als Entgelt für unsere
Urheberschaft in den Radio-Shop auf. Das ging aber bald vergessen.
Ich bin der Auffassung, dass sich Anno Domini fürs Medium Radio nicht eignet.
Mündlich kann man den Spielenden kaum mehr als drei, allenfalls vier kurzgefasste Ereignisse vorlegen.
Das wäre höchstens dann amüsant, wenn ein durchgeknallter Sender einem geneigten Publikum irrwitzige, überraschende
und völlig unzusammenhängende Ereignisse vorsetzt.
An AD-Fernsehshowshaben sich schon einige Produzenten versucht. Abacusspiele hat mehrfach die
entsprechenden Rechte vergeben.
In Deutschland sind die Shows im Stadium der Demo-Versionen und Pilotsendungen hängen geblieben.
Gesendet wurden Anno-Domini-Shows aber in Finnland und im flämischsprachigen belgischen Fernsehen.
Nach einer Staffel war jeweils Schluss.
Der Fehler der Shows war - meiner unprofessionellen Meinung nach - die Einführung von Fragekategorien und -themen.
So musste der belgische Kandidat das Baujahr von Flugzeugtypen gegeneinander abwägen, dann wieder die Geburtsjahre von
Popstars. Das ist einfach witzlos, tut mir Leid.
Kurz nach dem Millenium machte die Online-Redaktion der Neuen Zürcher
Zeitung NZZ Anno Domini zu ihren Weihnachts-Preisspiel.
Die Zusammenarbeit war ausgezeichnet, Michael Wechsler schrieb ein Programm, bei dem die Teilnehmer zufällig abgerufene
Ereignisse vorgesetzt bekamen, die sie in beschränkter Zeit in ihre Ereignisreihe einfügen mussten - es sei denn, sie
brachen die Reihe ab und liessen sich die Zahl der korrekt gelisteten Ereignisse als Score gutschreiben.
Wenn sie etwas falsch einreihten, deckte das Programm die Lösungen samt dem Fehler auf, brach den Versuch ab: 0 Punkte.
Der Fundus bestand aus ca. 3000 Anno-Domini-Fragen, querbeet durch alle Serien.
Das funktionierte anfangs sehr gut. Die Wettbewerbsseite wurde sehr fleissig aufgerufen, sehr viele Users rätselten mit.
Dass einige Journalisten an der Spitze der Bestenliste mitmischten, verschaffte uns ein sehr positives Medienecho.
Einige Rätsler waren wirklich ausgezeichnet. Das Highscore stieg bald über 10, über 12 Punkte. Die Cracks schienen Stunden
mit dem Spiel zu verbringen.
Das Unheil begann mit der Uni Istanbul. Dann mit der Uni Oslo. Und der ETH. Da hatten gewitzte Studenten
Anno Domini spielende Roboter programmiert. Diese Roboter waren Tag und Nacht im Einsatz, reihten unbekannte
Ereignisse zufällig ein, merkten sich aber, wenn die Sache aufgedeckt wurde, alle Daten. Sie mussten schon sehr oft
spielen, um lange Reihen bekannter Ereignisse zu erhalten, aber sie arbeiteten und verbesserten sich sehr schnell.
Bald eroberten die Robos die Spitzenplätze der Bestenliste, was die menschlichen Rätsler zurecht erboste -
schliesslich war der Hauptpreis eine Ferienreise.
Was tun? Einem singulären Robo hätte man nachspüren und ihn disqualifizieren können. Aber die Unis wetteiferten
damit, das Spiel zu hacken.
Mein Vorschlag, den Fragefundus zu verkleinern und täglich 100 neue Ereignisse hinzuzufügen, schien zu aufwändig und unsicher.
Offensichtlich falsche Lösungen, für Menschen klar erkennbar, für Compis aber nicht? - Das hätte böse Reaktionen auslösen
können.
Eine eigene Robos-Highscore-Liste? Auch wenig praktikabel.
Die NZZ-Online-Redaktion entschloss sich, die Preise unter allen Teilnehmenden zu verlosen. Einige Cracks der ersten Tage
waren enttäuscht, das Lob der Presse wandelte sich zu Tadel und Spott. Aber das war immerhin ein Abschluss unter eine Sache,
die sehr schön begonnen hatte.
Fazit: Als Online-Preisspiel scheint Anno Domini leider nicht geeignet. Schade. Es war ein Spass für Menschen.
Im vergangenen Jahr trat Friedhelm Rau Rau aus Leipzig mit der Idee eines
Online-Anno-Domini-Spiels mit Bildern und Clips an mich heran - Chronix war der Arbeitstitel.
Die Idee war, die Bilder/Clips von YouTube zu streamen, kein eigenes Bildarchiv aufzubauen und damit die Urheber-Probleme
zu vermeiden. Wir sind noch an der Arbeit. Es sieht sehr gut aus und macht Spass.
Die AD-App von Ravensburger Digital von 2013 war als 3x3-Feld konzipiert, in das die Ereignisse
zeitlich richtig eingefügt werden mussten. Das hatte gegenüber der Reihe im Kartenspiel Vorteile in der Darstellung
auf einem kleinen Bildschirm. Es ging ohne Scrollen. Taktische Feinheit: Im Feld musste die Dreierreihen und -kolonnen
zeitlich stimmen, es gab aber auch Ereignisse, die zeitlich nicht direkt gegeneinander abgewogen werden mussten
(z.B. A3 und C1) - Platz für die Unsicherheiten:
Leider hatte die App keinen Mehrspielermodus. Man spielte nur solo um eigene Highscores. Irgendwie ... nicht
das Ziel von Anno Domini.
Die Crux war, dass bei Ravensburger Digital niemand für die Betreuung der AD-App zuständig war. Weil deren Entwicklung
überlange dauerte, waren bei ihrer Publikation bereits neue Serien und Auflagen auf Karten erschienen, die nun ebensowenig
nachgeführt wurden wie in der App festgestellte Fehler. Zuschriften in diesen Belangen versandeten.
Ohne Updates und Neuheiten geriet die App gegenüber dem Kartenspiel hoffnungslos ins Hintertreffen. Nach zwei Jahren wurde
sie eingestellt.
Die jahrelange Wartezeit bei Ravensburger Digital bedingte Absagen an andere interessierte App-Entwickler.
Schade. Im Nachhinein ist man immer klüger. Ich denke, ein Anno-Domini-App könnte man durchaus attraktiv
und spannend gestalten, wenn man mit Duell- oder Mehrspieler-Modus setzt. Die Rechte liegen wieder bei uns. Wer sich an
eine App wagen möchte - you're welcome.
AD ist mit Ereignissen zur niederländischen Geschichte bei Jumbo in nederlands erschienen. 'Vroeger of later' lief gut, fand aber keine Fortsetzung zu anderen Themen.
Die italienische Ausgabe aber schon. Meines Wissens ist Anno Domini in fünf Themen
auf Italienisch erhältlich.
In Englisch existiert keine lizenzierte AD-Ausgabe, aber einige Nachahmungen.
Eine Schwierigkeit der Adaption ist die schiere Notwendigkeit, die Auswahl der Ereignisse an die jeweilige
Nationalität anzupassen. Zwar sammle ich AD-Ereignisse weltweit, aber klar kommen mir mehr Ereignisse aus den
deutschsprachigen Ländern unter als aus Korea oder Kanada. Die Spielenden interessieren sich auch mehr für das Geschehen
in ihrer Nähe - die Serien America, Im Osten und Süden sind nicht die Renner. Selbst scheinbar so objektive Fakten
wie Erfindungen sind erstaunlich regional/national geprägt. Eine amerikanische Erfinderliste unterscheidet sich erheblich
von einer deutschen oder einer französischen. Alternative Faktennoch und noch ...
Wenn also einE ÜbersetzerIn viele selbst recherchierte Ereignisse zufügen muss, wenn der Verlag zudem den Titel
Anno Domini durch eine smartere Affiche in der eigenen Sprache ersetzen will - was bleibt dann noch?
All die AD-Fakten lassen sich nicht urheberrechtlich schützen, sie sind ja ihrerseits von irgendwo übernommen.
Der Spielmechanismus ... den kann man etwas abändern, dann ist juristisch zweifelhaft, ob er schützbar ist. Wieso also
- weit entfernt von der Originalausgabe - Lizenzen zahlen?
Wer so denkt, soll damit selig werden. Wir werden wegen Nachahmungen nicht Juristen in Übersee engagieren.